Kutaisi Georgien/ Georgia

Guberski Project/ Projekt/ ehemaliges Gefängnis/ former prison

PHILIPP GEIST

20. November 2014

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Philipp Geist Kutaisi Hidden Places Former Prision 2014 C from Philipp Geist | Videogeist on Vimeo.



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Kutaisi Georgien/ Georgia 20. Nov 2014 Guberski Project/ Projekt ehemaliges Gefängnis/ former prison
mit Goethe Insitut Georgien

Das Guberski Gefängnis in Kutaissi wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet und funktionierte seit
der Gründung bis 2005 als das wichtigste Gefängnis der Stadt. Hier waren sowohl namhafte Anführer der Aufstände gegen die
russische Autokratie, als auch sagenumworbene Räuber, Diebe und Revolutionäre untergebracht, unter ihnen auch Stalin. Hier
gab es ebenso eine Frauenabteilung.

Nach der Sowjetisierung Georgiens, wurden im Guberski Gefängnis selbstverständlich auch jene Gefangene untergebracht, die ein
Verbrechen gegen das sowjetische System begangen hatten. Dieser Raum beherbergt die Innschriften und Gemälde der Inhaftierten, die
als Produkt ihrer Überlegungen und Gedanken entstanden sind. Das ist im gewissen Sinne ein künstlerischer Prozess, der im
geschlossenen Raum stattfindet und ein Gefühl der Freiheit darin schafft. Die s.g. Gefängniskunst beinhaltet Tattoos,
ikonographische Gemälde, Objekte und Zeichnungen. Die von uns gesammelten Empfindungen der Gefangenen an den Wänden des
Gefängnisses würden für eine umfangreiche Sammlung von Biographien ausreichen.

Ein geschlossener Raum bedeutet nicht unbedingt gleiche Bedingungen. Diese Hierarchie war ein weiterer interessanter Aspekt, auf den
wir bei unserer Recherche gestoßen sind. Sie kennzeichnet das Gefängnis ebenso, wie jede geschlossene Gesellschaft und kann als
künstlerisch-soziales Thema aufgegriffen werden. Oft war der geschlossene Raum des Gefängnisses auch ein Ort, in dem große Kunstwerke
entstanden sind.

Der Ort der Durchführung des Projekts ist das Gefängnis der Stadt Kutaissi. Das Versetzen dieser Realität in den Kunstraum oder der Kunst
in den geschlossenen Raum kann zu einem sehr spannenden Ergebnis führen.

Der Grundgedanke des Projekts ist das modellieren eines geschlossenen Raumes, dessen was im Gubreski Gefängnis augenscheinlich und schon als
gegebene Realität vorhanden ist. Die Geschlossenheit des Raumes soll anhand dieses Projektes thematisiert werden, auch aktuelle Thematik der
modernen Gesellschaft. So wie im Alltag drehen sich die Interessen diverser Künstler auch um einen modellierten, geschlossenen Raum, an das wir
damit erinnern möchten. Die jüngste Geschichte Georgiens ist ein Beispiel für einen geschlossenen Raum. Und die Stadt Kutaissi selbst steht als
Zeichen dafür, wie sich Kulturzentren in geschlossene Peripherien verwandeln können.

Die Kuratoren sehen durch die Realisierung diverser Aktivitäten wie Videoinstallationen, Performances, Objekte, bildender Kunst und anderer
interdisziplinärer Kunstwerke die Möglichkeit, das Thema des geschlossenen Raumes, der Rolle der Gesellschaft und persönlicher Selbsterkenntnis
zu bearbeiten. Es ist geplant, die Studenten der Film-und Theaterhochschule und der Kunstakademie Tbilissi intensiv in das Projekt einzubinden,
welche die Realität des Gefängnisses beleben und die Vergangenheit visualisieren sollen. Als Teilnehmer des Projekts sollen Künstler aus Georgien
und anderen Ländern, wie Deutschland, der Schweiz, Polen, Italien, Frankreich, Kasachstan, Armenien und Aserbaidschan eingeladen werden. Der
geschlossene Raum ist nicht nur ein für die georgische oder sowjetische Realität relevantes Thema, sondern ein Teil jeglicher Gesellschaft. Im
Projekt sollen auch ehemalige Gefangene teilnehmen, jene die die „Kunst im Gefängnis“ geschaffen haben. Der geschlossene Raum erweist sich als ein
äußerst interessantes Potential.