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Review / Rückblick 10./11. Dezember Celle Justizvollzugsanstalt (JVA) Celle 'Freiheit' mit Kunstmuseum Celle
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Lichtkunst in der JVA Celle: Schülerinnen und Gefangene gestalten spektakuläres Videoprojekt
Wer als Tourist nach Celle kommt, hat es nicht immer leicht – gerade in Sachen Orientierung. Es gehört zu den oft erzählten Anekdoten der Stadt, dass
auswärtige Reisende, die sich vom Bahnhof aus in Richtung Altstadt bewegen, vor der nahegelegenen Justizvollzugsanstalt (JVA) verweilen, um dort die
ersten Erinnerungsfotos zu schießen – in der falschen Annahme, das historische Eingangstor sei das berühmte Celler Herzogschloss.
Seit 300 Jahren gibt es die Anstaltskirche in der JVA Celle
Tatsächlich hat auch das Hochsicherheitsgefängnis in der Trift eine lange Geschichte. 1710 erbaut gilt es heute als Deutschlands ältestes Gefängnis, das noch
in Funktion ist. Und nur elf Jahre nach dem Bau der Haftanstalt wurde hier am 19. Juni 1721 der erste Gottesdienst gefeiert. „300 Jahre Kirche und Seelsorge“,
sagt Jan Postel, Gefängnisseelsorger der JVA, „stehen für einen Freiheitsraum inmitten der Mauern, den Gottes Liebe und Vergebung ermöglichen.“ Nach verbüßter
Haftstrafe wieder selbstverantwortlich leben zu können, findet der Pastor des Ev.-luth. Kirchenkreises Celle, beginne seit nunmehr drei Jahrhunderten für viele
Gefangene mit einem Gebet in der Anstaltskirche und seelsorgerlicher Begleitung.
Um dieses besondere Jubiläum zu begehen, hat sich der Gefängnisseelsorger bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Kunstmuseum Celle und den Verantwortlichen
der JVA etwas Besonderes einfallen lassen. Die Celler kontaktierten den international renommierten Licht- und Videokünstler Philipp Geist, der u. a. bereits die
Christusstatue von Rio de Janeiro und den königlichen Thron von Bangkok illuminierte und 2013 den Deutschen Lichtdesign-Preis in der Kategorie Lichtkunst erhielt.
Die Idee: Geist für ein Projekt zu gewinnen, um den Freiheitsraum Anstaltskirche angemessen zu würdigen.
„Freiheit hat für die Inhaftierten natürlich eine ganz besondere Bedeutung"
„Ich fand die ganze Sache von Beginn an sehr spannend“, erzählt der in Berlin arbeitende Künstler Geist, für den die Arbeit mit einer Haftanstalt Neuland war. „Tatsächlich
habe ich mal eine Installation in einem Gefängnis in Georgien gemacht, allerdings war dieses Gefängnis bereits nicht mehr in Betrieb und sollte zu einem Kulturzentrum
umgewandelt werden.“
Geist fuhr nach Celle, besichtigte gemeinsam mit Jan Postel die JVA und definierte dann mit dem erfahrenen Gefängnisseelsorger das eigentliche Thema des Kunstprojekts.
„Freiheit hat für die Inhaftierten natürlich eine ganz besondere Bedeutung, durch den Lockdown als Folge der Corona-Pandemie hat der Begriff ‚Freiheit‘ allerdings
auch außerhalb von Gefängnismauern eine ganz andere Wertigkeit erhalten“, sagt Geist.
Mit Blick auf das historische Jubiläum der Anstaltskirche ergänzt Pastor Postel: „Das Projekt sollte zum Ausdruck bringen, dass die Kirche respektive die Seelsorge in
der JVA Celle den Gefangenen kreative Freiräume dafür bietet, sich in ihrer Menschlichkeit zu entfalten.“
Um mit dem Kunstprojekt eine Brücke zu Menschen außerhalb der Gefängnismauern zu bauen, kam Videokünstler Geist auf die Idee, Schülerinnen und Schüler zu integrieren.
Keine leichte Aufgabe, wie Jan Postel bei der Suche nach einer Partnerschule erfahren musste. Erfolg hatte er beim Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium (KAV), wo
sich Kunstlehrerin Bettina Schillat von der einmaligen Idee begeistern ließ und sechs Schülerinnen aus ihrem Grundkurs in der 11. Klasse für eine Zusammenarbeit
motivieren konnte. Sechs Montage hintereinander trafen sich die Schülerinnen des KAV in der Anstaltskirche der JVA mit insgesamt neun Gefangenen, um dort
gemeinsam das große Thema Freiheit zu diskutieren und künstlerisch zu gestalten.
„Das erste Mal war schon gewöhnungsbedürftig“, sagt Lehrerin Schillat, „die Sicherheitsvorkehrungen sind immens und können einen unbedarften Besucher zunächst durchaus
einschüchtern.“ Doch schon nach dem ersten Aufeinandertreffen im Kirchengebäude sei für ihre Schülerinnen die besondere Atmosphäre spürbar geworden: „Alle haben
sich darauf eingelassen, den Kirchenraum als das zu nutzen, was er ist: eine Begegnungsstätte für Menschen. Die künstlerische Arbeit außerhalb der schulischen
Rahmenvorgaben haben meine Schülerinnen ebenso als außergewöhnliche Möglichkeit der Auseinandersetzung begriffen wie den Austausch mit den Gefangenen.“
Die wiederum hätten nicht nur von ihrem Leben in der Haftanstalt erzählt, sondern sich auch besondere Mühe gegeben, die Besucherinnen willkommen zu heißen: mit
selbstgebackenem Kuchen und Tee – vor allem aber mit Dankbarkeit, sich inmitten der harten Welt eines Hochsicherheitsgefängnisses mit einem solchen Kunstprojekt
zu befassen.
Zitat eines Inhaftierten: „Heute war ein guter Tag“
Auch Jan Postel zeigt sich bewegt von den mehrwöchigen Treffen zwischen Schülerinnen und Inhaftierten: „In der Gefängnisseelsorge geht es uns darum, Räume für die
Gefangenen zu schaffen, wo sie sich selbst erleben und sich ausdrücken können. Und gerade die gemeinsame Arbeit und die vielen vertrauensvollen Gespräche
haben das auf eindrucksvolle Weise möglich gemacht.“
Er erinnert sich besonders gerne an zwei Reaktionen: „Eine der Schülerinnen sagte den schönen Satz zu mir: ‚Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich in einem Gefängnis war‘.
Und als ich einen der Gefangenen nach einem der Treffen fragte, wie es ihm denn gefallen habe, antwortete der: ‚Heute war einfach ein guter Tag‘. Schon allein
dafür hat sich das ganze Projekt gelohnt.“
Die Begegnungen zwischen Schüler*innen und Inhaftierten ist schon wieder mehr als ein Jahr her. Eigentlich hatte es am 11. Dezember 2021 zum großen Höhepunkt
dieses besonderen Projekts kommen sollen: die Ergebnisse des kreativen Austausches verarbeitet zu einer spektakulären Lichtkunstshow, projiziert an die
Fassade der historischen Anstaltskirche im Südhof. Doch dann türmte sich die nächste Infektionswelle auf und die Verantwortlichen entschieden sich, das
Projekt zu verschieben.
Ein Jahr lang haben alle Beteiligten warten müssen, am 10. und 11. Dezember 2022 ist es soweit – das Lichtkunstprojekt kann endlich seinen würdigen Abschluss
bekommen. An beiden Tagen wird es außerdem einen Weihnachtsmarkt geben. „Hier können Besucher*innen eine Vielzahl an Produkten aus den Werkstätten der JVA Celle
zu attraktiven Preisen erwerben“, sagt Linda Holexa von der JVA. Der Weihnachtsmarkt ist am Samstag, den 10. Dezember von 14 bis 21 Uhr und am Sonntag,
den 11. Dezember von 14 bis 19 Uhr geöffnet.
Die Präsentation beginnt dann am Samstag um 17 Uhr, aus vollzugsorganisatorischen Gründen wird die Feierstunde mit geladenen Gästen und das Betreten des historischen
Hofes erst ab 19:15 Uhr und dann bis 21 Uhr möglich sein. Am Sonntag ist das Lichtkunstprojekt von 17 bis 21 Uhr zu bewundern.
Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist die Freiheit
Initiator Jan Postel ist gespannt, wie Künstler Philipp Geist die Werke zum Thema Freiheit in seiner Installation verarbeiten wird, die er ihm in Berlin persönlich
überreicht hat: „Das ganze Projekt steht unter der Verheißung ‚Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist die Freiheit‘. Und genau dieser Geist hat sich bei den
Treffen zwischen Schülerinnen und Gefangenen gezeigt.“ Auch Lehrerin Bettina Schillat vom KAV-Gymnasium kann die Präsentation kaum erwarten: „Die Pandemie hat
auch den Schülerinnen und Schülern vor Augen geführt, wie nahe wir Menschen uns sind, wenn es um den Begriff der Freiheit geht. Ich freue mich auf das Ergebnis.“
Das liegt in den erfahrenen Händen von Philipp Geist, der die in der Celler JVA entstandenen Bilder zunächst detailliert abfotografiert hat, um daraus eine animierte
Collage zu entwerfen, „in der die verschiedenen Ideen, Farben, Formen und Strukturen letztlich zu einem Kaleidoskop der Elemente ineinander verflochten werden“.
Künstlerische Freiheit, selten wurde sie so deutlich, wie bei diesem außergewöhnlichen Projekt.
Für die Verantwortlichen blieb noch die Frage, ob so eine Lichtershow in Zeiten von hohen Energiekosten das richtige Zeichen sendet. Doch nach Absprache mit Philipp Geist,
der extra auf besonders energiesparende Technik setzt, entschied man sich die Veranstaltung stattfinden zu lassen.
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Light art in the JVA Celle: Pupils and prisoners create a spectacular video project
Tourists who come to Celle don't always have it easy - especially when it comes to orientation. It is one of the city's often-told anecdotes that out-of-town travelers
heading from the train station towards the old town linger in front of the nearby correctional facility (JVA) to take the first souvenir photos there - under the
mistaken assumption that the historic entrance gate is there the famous Celle ducal castle.
The prison church in the JVA Celle has existed for 300 years
In fact, the high-security prison in the Trift also has a long history. Built in 1710, it is now Germany's oldest prison that is still in use. And just eleven years
after the prison was built, the first service was celebrated here on June 19, 1721. '300 years of church and pastoral care,' says Jan Postel, prison chaplain at the
JVA, 'stand for a space of freedom within the walls, which is made possible by God's love and forgiveness.' . church district of Celle, has been beginning for three
centuries now with prayer in the prison church and pastoral care for many prisoners.
To celebrate this special anniversary, the prison chaplain came up with something special last year together with the Celle Art Museum and those responsible at the JVA.
The people of Celle contacted the internationally renowned light and video artist Philipp Geist, who, among other things, already illuminated the statue of Christ in
Rio de Janeiro and the royal throne in Bangkok and in 2013 received the German Lighting Design Prize in the category of light art. The idea: to win spirit for a project
to adequately appreciate the freedom of the institutional church.
'Of course, freedom has a very special meaning for the inmates'
'I found the whole thing very exciting right from the start,' says the Berlin-based artist Geist, for whom working with a prison was new territory. 'In fact, I once did an
installation in a prison in Georgia, but that prison was already closed and was due to be converted into a cultural center.'
Geist went to Celle, visited the JVA together with Jan Postel and then defined the actual theme of the art project with the experienced prison chaplain. 'Of course, freedom
has a very special meaning for the inmates, but the lockdown as a result of the corona pandemic has given the term 'freedom' a completely different meaning outside of
prison walls,' says Geist.
With a view to the historic anniversary of the prison church, Pastor Postel adds: 'The project was intended to express that the church and pastoral care in Celle prison
offers the prisoners creative freedom to develop their humanity.'
In order to build a bridge to people outside the prison walls with the art project, video artist Geist came up with the idea of integrating schoolchildren. Not an easy task,
as Jan Postel found out when looking for a partner school. He was successful at the Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium (KAV), where the art teacher Bettina Schillat was
inspired by the unique idea and was able to motivate six students from their basic course in the 11th grade to work together. Six Mondays in a row, the students of the
KAV met in the prison church with a total of nine prisoners to discuss the big topic of freedom and to shape it artistically.
'It took some getting used to the first time,' says teacher Schillat, 'the safety precautions are immense and can certainly intimidate an inexperienced visitor at first.'
committed to using the church space for what it is: a meeting place for people. My students understood the artistic work outside the school framework as an extraordinary
opportunity for discussion, as well as the exchange with the prisoners.”
They, in turn, not only talked about their life in the detention center, but also made a special effort to welcome the visitors: with home-baked cake and tea - but above all
with gratitude for being able to do such an art project in the harsh world of a high-security prison deal with
Quote from an inmate: 'Today was a good day'
Jan Postel is also moved by the several-week meetings between students and inmates: 'In prison pastoral care, it's about creating spaces for the inmates where they can experience
themselves and express themselves
Film/ Movie
Freiheit 2022
https://vimeo.com/798526380